Der Gott des Gemetzels - Komödie von Yasmina Reza
Mitwirkende:
Jutta Bollwein,
Christina Fink-Rester,
Thomas Göttinger,
Jakob Rester
Regie: Christine Wagner
Spitalkirche Schwandorf
Premiere am 21. Januar 2011,
weitere Vorstellungen am 22., 27. und 28. Januar 2011
Der halbwüchsige Sohn von Annette und Alain (sie Vermögensberaterin, er Anwalt) hat dem Sohn von
Veronique
und Michel (sie Schriftstellerin, er Haushaltwaren-Großhändler) zwei Zähne ausgeschlagen.
Beide Elternpaare sind
fest entschlossen, die Sache liberal und großzügig aus der Welt zu schaffen.
Wie unter zivilisierten Menschen eben.
Bei Kaffee und Kuchen beraten sie, wie man die aus dem Ruder
gelaufenen Kinder zu einer politisch
korrekten Versöhnung bewegt.
Mit kleinen Giftigkeiten beginnt es. Wer war eigentlich schuld an der Schlägerei? Und hat nicht die Tatsache,
dass Michel den Goldhamster kaltblütig ausgesetzt hat, viel verheerendere Folgen auf
die Kinderseele
als eine Prügelei unter Kumpels?
Aus dem Abend, der so überaus freundlich und zivilisiert begonnen hat, entwickelt sich ein Gemetzel,
dass
das der Kinder bei Weitem in den Schatten stellt. Je nach Situation eskaliert die Stimmung.
Es ergeben sich überraschende Fronten und Koalitionen, bei denen das eigentliche Ziel des Treffens
restlos aus den Augen
verloren wird.
Am Ende sind alle k. o., ist ein Handy ertränkt, und zwei Tulpensträuße zerfetzt.
Helga Katrin Stano www.st-art-stano.de fotografierte die Szenen
Presseberichte:
Rundschau Magazin,
Donnerstag, 27. Jan. 2011
Der Neue Tag,
Montag, 24. Jan. 2011
..... Ein dauerndes Auf und Ab der Gemütslagen beginnt und wird in einer langsamen Spirale
der Rechtfertigungen und Anschuldigungen ungeheuer intensiv von den Akteuren gesteigert.
Die bewundernswerte Kunst von Bollwein, Fink-Rester, Göttinger und Rester besteht darin,
aus der langsamen Entwicklung des Gesprächs ein Atem raubendes Feuerwerk von Einfällen
scheinbar nebenbei zu entwickeln, das mit seinen Überraschungen die Zuschauer frappiert
und genauso immer wieder zu wahren Lachsalven verleitet.
Mittelbayrischen Zeitung,
Sonntag, 23. Jan. 2011
Schwandorf . Gespannt blickten die Zuschauer in der Spitalkirche auf das zurückhaltend
gestaltete Bühnenbild: Ein Tisch, vier Stühle, ein paarkleinere Requisiten– das war’s schon.
Mehr braucht es für Yasmina Rezas Stück auch nicht. Wer vom „Gott des Gemetzels“
allerdings noch nichts gehört hat, war beim Anblick der Bühne um so gespannter auf das
bevorstehende Schauspiel.
Dramatische Musik erfüllte die Spitalkirche und hob den Spannungsbogen noch einmal an.
Dann betraten die vier Schauspieler die Bühne und machten sie zum Schauplatz einer
außergewöhnlichen Wohnzimmerschlacht, die dem Publikum mehr als einmal Lachtränen in die
Augen trieb, allerdings nicht ohne den anklagenden Unterton der Tragikkomödie zu verbergen.
Sich für ihre Bühnenpremiere den „Gott des Gemetzels“ auszusuchen, war für die Theatersparte
der KMK-Fördervereinigung eine Herausforderung. Die Geschichte scheint zwar zunächst einfach:
Zwei Jungen geraten sich in die Haare, wobei einer zwei Schneidezähne verliert. Daraufhin treffen
sich die Eltern, um über die Folgen des Streits zu sprechen. Was zunächst mit höflichem Geplänkel
zwischen den beiden Ehepaaren beginnt, steuert am Ende auf die Katastrophe zu.
Die lächelnde Fassade der vier Protagonisten bröckelt mit der Zeit, weil die anfänglich hochgelobte
„Kunst des zivilisierten Umgangs“ schnell an ihre Grenzen stößt. Die Schwierigkeit bei der Umsetzung
dieser großartigen Komödie liegt in der vermeintlichen Einfachheit des Handlungsstrangs.
Weil es wenig Drumherum gibt, ist das schauspielerische Können der Akteure umso mehr gefragt.
Jutta Bollwein, Thomas Göttinger, Christina Fink-Rester und Jakob Rester haben diese schauspielerische
Herausforderung nicht nur angenommen, sondern mit Bravour gemeistert. Treffsicher zeichneten sie
die vier Charaktere nach. Als Ehepaare Houillé und Reille lieferten sie sich hitzige Wortgefechte und
setzten die messerscharfen Dialoge gekonnt in Szene.
Das Quartett inszenierte eine flotte Komödie, die im Zuschauerraum Lachsalven provozierte und
gleichzeitig zum Nachdenken anstimmte, lag der Witz doch auch im bitteren Ernst des Geschehens.
Sie schufen überzeugende Figuren, die sich auf der Bühne eine temperamentvolle Schlacht um richtig
und falsch lieferten und sich am Ende doch dem „Gott des Gemetzels“ ergeben mussten – was vor allem zumindest den knallharten Juristen Alain Reille in seinem Weltbild bestätigte.
Der KMK-Fördervereinigung ist mit „Der Gott des Gemetzels“ ein viel versprechender Start im Bereich
Theater gelungen. Die Inszenierung von Yasmina Rezas bekannter Komödie bietet göttliche Unterhaltung
auf absolut hohem Niveau.
Der Applaus am Ende der Premiere sprach Bände.